2019
Westfälischer Wirtschaftstag 2019

Prof. Dieter Kempf, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI)

„Wirtschaft im politischen Klimawandel“

Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Prof. Dieter Kempf, hat die Politik mit eindringlichen Worten aufgefordert, die Zukunftsfähigkeit des Landes durch mehr Investitionen zu sichern. „Deutschland ist ein Schnarchland geworden“, sagte Kempf am Dienstag (29. Oktober 2019) in Münster beim 25. Westfälischen Wirtschaftstag der Wirtschaftlichen Gesellschaft für Westfalen und Lippe. In seiner Rede über „Wirtschaft im politischen Klimawandel“ kritisierte der BDI-Präsident, bestehende technische Möglichkeiten würden in Deutschland nicht ausreichend genutzt.

Daher sei zum Beispiel mehr Forschungsförderung im Bereich Künstliche Intelligenz notwendig. „Die Energie- und Klimapolitik fesselt uns im Moment“, räumte Kempf ein und mahnte zugleich: „Wir dürfen nicht riskieren, dass wir uns mit einer überzogenen Klimaschutzdebatte in diesem Land unsere wirtschaftliche Kraft rauben, die wir brauchen, um die Lösungen für die Zukunft überhaupt erdenken und dann auch bauen zu können.“ Das Klima könne nicht gerettet werden, indem der Industrie der „Schalter ausgeknipst“ werde.

Umwelt- und Industriepolitik im Fokus

In einer „Welt im Wandel“ könne er der Abschottungspolitik von US-Präsident Trump nichts abgewinnen, erklärte der BDI-Präsident weiter. „Wirtschaftskriege werden von Politikern geführt, auf dem Rücken von Wirtschaft und Gesellschaft in allen beteiligten Ländern.“

Der 2. Vorsitzende der Wirtschaftlichen Gesellschaft für Westfalen und Lippe, Dr. Benedikt Hüffer, war in seiner Begrüßungsrede ebenfalls auf das Thema Klimapolitik eingegangen. Er warnte davor, der Industrie durch zu starke politische Regulierung den Atem zu nehmen. „Freiheit und Agilität und das Schöpfen von Wettbewerbsvorteilen sollten der Leitstern für die Umwelt- und Industriepolitik der Zukunft sein“, betonte Hüffer.

Zum Abschluss des 25. Wirtschaftstages stellte BDI-Präsident Kempf sich einer Diskussion mit den westfälischen Unternehmern Ingo Hoff (Geschäftsführender Gesellschafter von Industriebau HOFF und Partner, Planungsbüro und Bauentwicklung aus Gronau) und Lars Baumgürtel (Geschäftsführer der Voigt & Schweitzer-Gruppe mit Hauptsitz in Gelsenkirchen).

In der von WWL-Vorstandsmitglied Dr. Norbert Tiemann moderierten Runde hob Kempf vor allem die Bedeutung des industriellen Mittelstandes für die deutsche Wirtschaft hervor. Lars Baumgürtel unterstrich, wie schwierig es heute sei, die Anliegen der Industrie bis hinunter zu den Interessen eines einzelnen Unternehmers wirkungsvoll „bis nach Berlin“ darzustellen. Ingo Hoff betonte: „Wir müssen weiter unseren Einfluss auf die Politik ausüben, aber insbesondere an die Intelligenz der Menschen appellieren. Und nicht mit Verboten kommen und glauben, wir müssten die Menschen an die Hand nehmen.“ Politik und Wirtschaft sollten sich die Frage stellen, was sie gemeinsam für eine bessere Gesellschaft hinbekommen könnten.