Preisträger 2018
Die baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen
Die drei baltischen Staaten Litauen, Lettland und Estland gehören seit dem 1. Mai 2004 sowohl der Europäischen Union als auch der Nato an. Sie bekennen sich zur Entwicklung und Festigung ihrer Demokratien in Europa. Erinnerungen werden in diesem Zusammenhang wach an die sogenannte „Baltische Kette“, mit der Millionen Bürgerinnen und Bürger Litauens, Lettlands und Estlands 1989 gemeinsam die längste Menschenkette der Geschichte bildeten. Sie demonstrierten für Unabhängigkeit, Freiheit und ihren Weg in die Demokratie im europäischen Verbund.
Fast 30 Jahre danach gelten die baltischen Staaten allgemein als europäische Musterländer. Binnen kürzester Zeit ist es der Bevölkerung gelungen, funktionierende Demokratien zu etablieren, die sich fest zu den Prinzipien der Rechtsstaatlichkeit, zu universellen Menschenrechten und zu freier Marktwirtschaft bekennen. Aufgrund dieses vorbildlichen Entwicklungsweges der drei Länder nach der Wiedererlangung ihrer Unabhängigkeit liegt es nahe, sie wegen ihrer besonderen Bemühungen um Integration in Europa zu würdigen und zu stärken. Aus diesem Grund wurden die drei baltischen Staaten mit dem Internationalen Preis des Westfälischen Friedens 2018 ausgezeichnet.
Die Themen „Frieden“ und „Nationale Sicherheit“ bewegen die Bürgerinnen und Bürger in den drei baltischen Ländern seit der Wiedererlangung ihrer Unabhängigkeit zu Beginn der 1990er-Jahre auf besondere Weise. Aufgrund ihrer exponierten Lage als nördliche „Außenposten“ der EU sind Litauen, Lettland und Estland heute nicht frei von einer möglichen Verwundbarkeit. Konfliktszenarien scheinen wieder im Bereich des Denkbaren zu liegen. Da die drei Länder mit einer Gesamtbevölkerung von „nur“ rund sechs Millionen Menschen in jedem Fall militärisch verwundbar wären, steht die dauerhafte Integration in EU und Nato im Fokus der gemeinsamen außenpolitischen Interessen.
Im Jahr der Friedenspreis-Verleihung 2018 jähren sich die Staatsgründungen Estlands und Lettlands sowie die Wiederherstellung des litauischen Staates zum 100. Mal. Heute sind die drei baltischen Staaten fest in das westliche Werte- und Bündnissystem eingebunden. Mit ihren Hauptstädten Tallinn, Riga und Vilnius sind sie aufgrund der kulturellen Vielfalt und der historischen Hintergründe zu „Besuchermagneten“ für viele Europäer geworden. Als Mitglieder der Eurozone weisen die drei Länder eine hohe politische und wirtschaftliche Stabilität auf und haben seit ihrem Beitritt zur Europäischen Union auch alle bereits Verantwortung bei der erfolgreichen Übernahme von EU-Ratspräsidentschaften gezeigt. In der Entwicklung der europäischen Wirtschaft nehmen Litauen, Lettland und Estland bereits Spitzenpositionen ein. So gilt die fortgeschrittene Digitalisierung in Wirtschaft, Verwaltung und im Bildungswesen als beispielhaft in Europa.
Zur Entgegennahme des Friedenspreises kamen die Staatsoberhäupter der drei Länder nach Münster: zwei Präsidentinnen und ein Präsident. Kersti Kaljulaid ist seit Oktober 2016 Staatspräsidentin Estlands, Dalia Grybauskaite amtiert bereits seit Mai 2009 als litauische Staatspräsidentin und Raimonds Vejonis ist seit Juli 2015 Präsident Lettlands.
Ringe Deutscher Pfadfinderinnen und Pfadfinder
Als die weltgrößte Jugendbewegung will das Pfadfinden zu einer friedensorientierten Entwicklung junger Menschen beitragen, damit diese sich als verantwortungsbewusste Bürgerinnen und Bürger in der Gesellschaft engagieren können. Die Bewegung versteht sich als international und religiös wie auch politisch unabhängig. Sie ist offen für alle. Als wichtigste Prinzipien gelten dabei Demokratie, Gemeinschaft und Teamfähigkeit, gleichberechtigtes Zusammenleben, Toleranz gegenüber anderen, Respekt vor der Umwelt und aktiver Einsatz für den Schutz der Natur. Mit diesen weltweit gemeinsamen Werten baut das Pfadfinden auf den Idealen seines Gründers Lord Robert Baden-Powell auf, denen zufolge alle Menschen – unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Glauben oder Besitz – in Frieden miteinander leben können. Aus diesem Grund werden die Pfadfinder, vertreten durch die Ringe deutscher Pfadfinderinnen- und Pfadfinderverbände, mit dem Internationalen Preis des Westfälischen Friedens 2018 ausgezeichnet.
Pfadfinden hat sich seit seiner Gründung 1907 zur größten Jugendbewegung der Welt mit rund 50 Millionen Mitgliedern entwickelt. Das erste Pfadfinderlager führte Baden-Powell, ein britischer General, auf der englischen Insel Brownsea Island durch. Nachdem anfangs die „Abenteuer“ draußen in der Natur klar im Vordergrund standen, wurden über die Jahre in den verschiedenen Altersstufen auch Werte wie Solidarität, Toleranz und Völkerverständigung immer wichtiger. Heute leisten die Pfadfinder durch gelebte Demokratie und internationale Begegnungen einen nachhaltigen Beitrag für den Frieden.
Gründer Lord Robert Baden-Powell sagte einst: „Eine Schwierigkeit hört auf, eine solche zu sein, sobald ihr darüber lächelt und sie in Angriff nehmt.“ Die Herausforderung, Frieden auf der Welt zu schaffen, besteht für die Pfadfinder folglich darin, dauerhaft dafür zu arbeiten und das Ziel trotz aller Hindernisse nicht aus den Augen zu verlieren. Beispielhaft hierfür verteilen Pfadfinderinnen und Pfadfinder seit über 20 Jahren in der Adventszeit das Friedenslicht aus Bethlehem an „alle Menschen guten Willens“.
In Deutschland bündeln die Ringe deutscher Pfadfinderinnen- und Pfadfinderverbände die gemeinsamen Interessen ihrer Mitgliedsverbände mit rund 220.000 Mitgliedern. Dem „weiblichen“ Ring gehören die Pfadfinderinnenschaft St. Georg (PSG), der Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (VCP) und der Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder (BdP) an. Zum „männlichen“ Ring zählen die Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG), der VCP und der BdP. Eingebettet sind die deutschen Ringe in die Strukturen der beiden Weltorganisationen – World Association of Girl Guides and Girl Scouts und World Organization of the Scout Movement.