2002

Preisträger 2002

Carla Del Ponte

Die Preisträgerin des Preises des Westfälischen Friedens 2002, Carla Del Ponte, wurde am 9. Februar 1947 in Lugano geboren. Sie studierte Rechtswissenschaften in Großbritannien und der Schweiz, errichtete 1975 ein Anwalts- und Notariatsbüro, ehe sie 1981 zur Luganer Anklagebehörde wechselte. 1985 wurde Frau Del Ponte Staatsanwältin. Über die Grenzen ihres Heimatkantons wurde sie bekannt, als sie engagiert gegen Wirtschaftskriminalität, Drogen- und Waffenhandel zu Felde zog; so gelang ihr die Zerschlagung eines Geldwäscherrings der sizilianischen Mafia.

Die Schweizer Regierung berief Carla Del Ponte 1993 zur Bundesanwältin und damit zur obersten Strafverfolgerin des Landes. Im August 1999 wurde sie auf Vorschlag von Kofi Annan vom UN-Weltsicherheitsrat zur neuen Chefanklägerin des Kriegsverbrechertribunals für das frühere Jugoslawien in Den Haag ernannt. Besonderes Aufsehen erregt Carla Del Ponte durch die Anklage gegen den früheren serbischen Präsidenten Milosevic.

Erstmals in der Geschichte der Neuzeit ist mit der großen Mehrheit souveräner Staaten ein derartiges Kriegsverbrechertribunal und das davon unabhängige Chefanklägeramt installiert worden, weil Friedenssicherung nur auf der Grundlage von Wahrheit und Gerechtigkeit möglich ist und Täter unter dem Schutz nationaler Souveränität nicht straflos bleiben dürfen. Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht sollen damit nicht folgenlos bleiben, sondern geahndet werden. Strafrechtliche Schuld wird auf konkrete Personen bezogen, die These der Kollektivschuld widerlegt.

Die jetzige Amtsinhaberin Carla Del Ponte wird nicht nur als Institution und Symbol gegen menschenverachtende und kriminelle staatliche Willkür, sondern insbesondere auch als integere und mutige Persönlichkeit geehrt. Frau Del Pontes Tätigkeit gegen alle internen und externen Widerstände als Vorsitzende des unabhängigen Anklageorgans des UN-Kriegsverbrechertribunals ist ein „Geschenk der Friedenshoffnung für künftige Generationen“. Auch wenn Begriffe wie „Chefanklägerin“ und „Vorsitzende der Anklage“ einerseits und „Friedenspreisträgerin“ anderseits auf den ersten Blick nicht unbedingt in Einklang zu bringen sind, ist bei der Nominierung besonders berücksichtigt worden, dass Carla Del Ponte sich erklärtermaßen auch als „Stimme der Opfer“ begreift

Schüler Helfen Leben

Jugendpreisträger des Preises des Westfälischen Friedens 2002 ist die Organisation „Schüler Helfen Leben“, die seit 1992 mit Jugendprojekten auf dem Balkan zu Frieden und Versöhnung beitragen. Die Initiative begann in Bad Kreuznach und wurde über Rheinland-Pfalz, dann verstärkt in Schleswig-Holstein, in Niedersachsen und in Hamburg fortgesetzt.

Erste Bewährungsprobe bei der Hilfsarbeit war die Unterstützung von Schülern in den Flüchtlingslagern in Kroatien. Die deutschen Jugendlichen haben Lehr- und Lernmittel durch eigene Sammlungen und den Verzicht aufs eigene Taschengeld aufgebracht. In Sarajewo und Mostar haben sie unter Kriegsbedingungen Schulen und Kindergärten wieder aufgebaut oder repariert. In Sarajewo haben sie ein eigenes Jugendbegegnungszentrum errichtet, das zum Treffpunkt junger Bosnier, Kroaten und Serben geworden ist. „Schüler Helfen Leben“ hat dafür allein in Schleswig-Holstein an einem Tag mit 35.000 Schülern 767.000 Euro gesammelt.

Im Sommer 2000 haben 100.000 deutsche Schüler aus Schleswig-Holstein, Rheinland-Pfalz und Hamburg durch freiwilligen Arbeitseinsatz gemeinsam mehr als 2,15 Millionen Euro für die Friedensarbeit auf dem Balkan zusammengetragen. Auch in diesem Jahr wird die Aktion am 18. Juni unter dem Motto "Arbeiten statt Unterricht" stattfinden.