2016

Preisträger 2016

S.M. König Abdullah II ibn Al Hussein

S.M. König Abdullah II ibn Al Hussein ist seit Februar 1999 König von Jordanien. Ähnlich seinem Vater, König Hussein ibn Talal, genießt er heute in der arabischen wie auch der westlichen Welt hohes Ansehen als Vermittler bei verschiedenen Konflikten. Im sogenannten Nahost-Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern kommt dem Haschemitischen Königreich Jordanien, in dem zahlreiche Palästinenser leben, eine zentrale Rolle zu, wenn es darum geht, eine gerechte Friedenslösung zu entwickeln. König Abdullah vertritt dabei entschieden die Position, dass Sicherheit und Frieden in der nahöstlichen Region ganz wesentlich gegenseitigen Willen zur Koexistenz und zum Zusammenleben zur Voraussetzung haben. König Abdullah befürchtet, dass die bereits bestehenden kriegerischen Auseinandersetzungen im Nahen Osten auch Israel und Palästina erfassen und die gesamte Region damit in einen bisher nie dagewesenen Krieg stürzen könnten, falls nicht bald eine für alle Seiten tragbare Friedenslösung zwischen Israel und den Palästinensern gefunden wird. In seinem Buch „Die letzte Chance – Mein Kampf für Frieden im Nahen Osten“ kritisiert König Abdullah auch Bestrebungen, die einen weiteren Waffengang gegen den Iran fordern. Für ihn ist „ein gerechter und dauerhafter Frieden eine der stärksten Waffen gegen Extremismus“.

Er plädiert aber auch für ein gemeinsames – nahöstliches wie westliches – Vorgehen gegen den aktuellen religiösen Fanatismus, mit dem der sogenannte „Islamische Staat“ ganze Regionen in Syrien und dem Irak überzieht und dem Ansehen eines moderaten und modernen Islam schweren Schaden zufügt. Herausragendes leistet das Haschemitische Königreich Jordanien als vergleichsweise kleiner Staat in der Aufnahme und Betreuung von Flüchtlingen. Waren es zuerst die Palästinenser, die nach 1948 und 1967 hier Zuflucht suchten, kamen Hunderttausende nach dem letzten Irakkrieg, und nun werden seit 2011 über 1,5 Millionen Syrer versorgt. Jordanien, das eines der wasserärmsten Länder der Welt ist, steht damit vor enormen Herausforderungen in den kommenden Jahren. Diese zu meistern und auch die Stabilität Jordaniens zu sichern, bedarf der Unterstützung all derer, die Interesse an einer Befriedung der gesamten Region haben.

König Abdullah ist selbst westlich geprägt: Er wurde an der südenglischen Militärakademie Sandhurst ausgebildet, ging in die britische Armee und studierte internationale Politik in Oxford und an der Georgetown-Universität in Washington D.C. Anschließend kehrte er als Berufsoffizier nach Jordanien zurück. Dort setzte er seine militärische Karriere fort, wurde 1994 zum Befehlshaber und schließlich 1998 zum Generalmajor befördert. 1993 heiratete er die Palästinenserin Rania Faisal Yasin, die während des Zweiten Golfkrieges aus Kuwait geflohen war. Bekannt ist Königin Rania unter anderem wegen ihres weltweiten Einsatzes für Frieden, Bildung und Toleranz. Sie verkörpert damit auch ein modernes Frauenbild in einem liberalen und weltoffenen Islam, wofür sie sich besonders einsetzt.

König Abdullah strebt die Öffnung seines Landes für ausländische Investoren an. Dazu zählen Projekte im Infrastruktur- und Energiesektor – beispielsweise Windfarmen, Solarprojekte, Wasseraufbereitung und Elektrizitätserzeugung. Neue Gesetze sorgen dabei für Transparenz und die Sicherung von Qualitätsstandards. Im Zuge des „arabischen Frühlings“ kam es auch in Jordanien zu Demonstrationen, die jedoch vergleichsweise friedlich verliefen und nicht gegen die Person des Königs gerichtet waren. Das Königshaus reagierte schnell, zeigte Verständnis und reagierte besonnen, um die Situation zu entspannen: So wurden beispielsweise die Löhne im öffentlichen Sektor erhöht. Im Zuge sogenannter „Reformen von oben“ wurde ein Verfassungsgericht eingesetzt und ein neues Wahl- und Parteiengesetz eingeführt.

Aktion Sühnezeichen Friedensdienste

Die Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (ASF) ist eine deutsche Organisation der Friedensbewegung. Sie wurde 1958 auf der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland unter maßgeblicher Mitwirkung von Lothar Kreyssig gegründet. Die ASF ist besonders durch ein internationales Freiwilligenprogramm und die Organisation von Workcamps in West- und Osteuropa bekannt.

Für junge Männer und Frauen bietet die ASF langfristige, zwölf- bis 15-monatige internationale Friedensdienste an. Dabei begleiten die jugendlichen Freiwilligen ältere Menschen (zum Beispiel in jüdischen Institutionen und Organisationen für Schoa-Überlebende) und sie unterstützen sozial Benachteiligte (etwa Flüchtlinge und Wohnungslose) sowie Menschen mit psychischen oder physischen Beeinträchtigungen. Zudem engagieren sie sich in antirassistischen Initiativen oder Projekten der historisch-politischen Bildung.

Zurzeit sind etwa 180 Freiwillige in Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Israel, in den Niederlanden, in Norwegen, Polen, Russland, in der Tschechischen Republik, der Ukraine, in den USA und in Weißrussland tätig. Die große Mehrheit der Freiwilligen kommt aus Deutschland. Die meisten Teilnehmer sind zwischen 18 und 30 Jahre alt.

Das zweite wichtige Angebot der ASF ist die Organisation von Workcamps. Dabei ist es das Ziel, die Auseinandersetzung insbesondere junger Deutscher mit dem Nationalsozialismus und seinen Folgen zu fördern: durch Dialog und in der direkten Begegnung mit Menschen unterschiedlichster Herkunft.

Drei internationale Begegnungsstätten sind eng mit der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste verbunden: In der Internationalen Jugendbegegnungsstätte in Oswiecim/Auschwitz (Polen), im Beit Ben Yehuda – Haus Pax (Israel) und im Foyer le Pont (Frankreich) finden regelmäßig Veranstaltungen statt. Einzel- und Gruppenreisende erhalten dort Übernachtungs- und Bildungsangebote.

Die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und seinen Verbrechen ist für die Organisation Verpflichtung für konkretes Handeln in der Gegenwart. Die ASF will so für die heutigen Folgen der Geschichte sensibilisieren und aktuellen Formen von Antisemitismus, Rassismus und Ausgrenzung von Minderheiten entgegentreten.

Bekannte ehemalige ASF-Freiwillige sind der SPD-Politiker Thomas Oppermann und der Kolumnist Harald Martenstein. Ausgezeichnet wurde die Organisation unter anderem mit der Buber-Rosenzweig-Medaille (1993), dem Marion-Samuel-Preis (2001) und dem Hans-Ehrenberg-Preis (2006).