2008

Preisträger 2008

Kofi Annan

Der frühere UNO-Generalsekretär Kofi Annan wird laut Jury und Kuratorium der Wirtschaftlichen Gesellschaft für Westfalen und Lippe mit dem Friedenspreis ausgezeichnet, weil er trotz vieler politischer Enttäuschungen und persönlicher Verunglimpfungen im Amt stets seiner Vision von einer friedlicheren Welt treu geblieben ist. Unter Annans Generalsekretariat sei der Weltklimabericht erarbeitet worden, der inzwischen eine Wende im Problembewusstsein der Welt bewirkt habe. Annans hohes moralisches Ansehen zeige sich gegenwärtig auch darin, dass er in der blutigen Auseinandersetzung in Kenia von den Parteien als glaubwürdige Vermittlungsinstanz anerkannt werde, so die Begründung der Jury.

Der Friedensnobelpreisträger hat immer wieder mit zwingenden Argumenten auf den Zusammenhang zwischen Freiheit, sozialem Fortschritt, Gleichberechtigung und Achtung der Menschenwürde hingewiesen und sich mit aller Kraft für Frieden und Gewaltfreiheit eingesetzt.

Der Ghanaer Annan wurde am 8. April 1938 als drittes von fünf Kindern einer Kaufmannsfamilie geboren. 1959 verließ der hoch begabte Schüler sein westafrikanisches Heimatland und absolvierte ein Wirtschaftsstudium in den USA. Er ist in zweiter Ehe mit der schwedischen Anwältin Nane verheiratet, einer Nichte des schwedischen Diplomaten Raoul Wallenberg, der zu den Vorbildern Annans gehört. Im Jahre 2001 wurde Annan mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

Kofi Annan hat sein gesamtes berufliches Leben bei den Vereinten Nationen verbracht. Doch aus dem sanften Mann aus Ghana wurde kein Bürokrat, sondern ein Visionär mit moralischem Gewicht, der die Uno auf die politische Weltbühne zurückführte. Als Kofi Annan 1996 in das höchste Amt der Vereinten Nationen gewählt wurde, übernahm er eine Organisation in desaströsem Zustand: Die Uno war fast bankrott, das Verhältnis zu den USA zerrüttet, Friedensmissionen in aller Welt wurden zum Fiasko. Mehr als eine halbe Million Menschen wurden 1994 innerhalb weniger Wochen in Ruanda grausam umgebracht, während die Welt „neutral“ zusah.

Annan war damals als stellvertretender Uno-Generalsekretär für Friedenseinsätze verantwortlich und wusste, dass die Hutu-Regierung Massenmorde an der Tutsi-Minderheit plante. Doch es gelang ihm nicht, dem Weltsicherheitsrat das Mandat zum Eingreifen abzuringen. Für ihn sei es die schwerste persönliche Niederlage seines Lebens gewesen, sagte Annan später. Für die Uno war es ein Desaster.

Der Ruf der Weltorganisation war bei Annans Amtsantritt im Dezember 1996 ruiniert, auf der Bühne der Weltpolitik spielte sie praktisch keine Rolle mehr. Doch Annan schaffte es in den folgenden Jahren, das Budget der Organisation zu stabilisieren, den Streit mit dem amerikanischen Kongress beizulegen und die Uno wieder zu einem Faktor in der internationalen Politik zu machen.

„Libanon Projekt“ der Gemeinschaft junger Malteser

Ein Entkommen aus dem von Kriegswirren und Mangel geprägten Alltag – das ermöglichen die Jungen Malteser seit 1998 behinderten Menschen im Libanon. Jeden Sommer fahren sie mit rund 150 Gästen aller Altersgruppen in das einzige behindertengerechte Ferienhaus des Landes. Dort erfahren die Behinderten eine Aufmerksamkeit, die viele von ihnen bis dahin noch nie erlebt haben. Denn ihr Leben ist gekennzeichnet von Heimen, in denen sie zwar die notwendige Ernährung, Pflege und Unterkunft bekommen, aufgrund von Personalmangel jedoch kaum therapiert werden. Hospitalismus, Aggression und selbstverletzendes Verhalten sind die Folgen.

Ganz anders ist der Alltag im Feriencamp: Jedem Gast wird ein Volontär zur Seite gestellt, der nur für ihn da ist. Der seinen Tag mit ihm teilt, ihn ernst nimmt und ihm seine Freundschaft anbietet. Die Volontäre gestalten die freie Zeit allein nach den individuellen Vorlieben und Fähigkeiten der Gäste. Ihre Motivation ist unterschiedlich: Sie wollen den Armen der Welt ohne Umwege helfen, die praktische Seite des Glaubens erleben und den Nahen Osten näher kennen lernen.

Viele dieser Wünsche erfüllen sich. Doch das Camp leistet noch mehr: Behinderte Kinder kommen erstmals seit Monaten wieder zur Ruhe und zeigen ihr Glück. Die professionellen Helfer und Volontäre bekommen das Gefühl, gebraucht zu werden. Viele Libanesen erleben hier zum ersten Mal ein freundschaftliches Miteinander zwischen Behinderten und Nicht-Behinderten und gewinnen dabei einen neuen Blick auf Behinderung und Gebrechen. Zuletzt setzt die Präsenz der Malteser im Nahen Osten ein Zeichen, das weit über die Lage der Behinderten hinausweist: Der Libanon liegt im Herzen einer Region, die durch Unsicherheit und Krieg geprägt ist. Doch in den Malteser-Camps erleben junge Libanesen, dass Veränderung machbar ist – auch unter widrigen Umständen.