Ein Appell für den wehrhaften Frieden
Unter dem Leitmotiv „Europas Zeitenwende – Sicherheit gemeinsam gestalten“ stand am 4. April 2025 die 2. Westfälische Friedenskonferenz im historischen Rathaus zu Münster. Die von der Wirtschaftlichen Gesellschaft für Westfalen und Lippe (WWL) ausgerichtete Veranstaltung zog rund 350 nationale und internationale Gäste aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft an. Sie stand unter der Leitung des ehemaligen Bundesministers und Ministerpräsidenten Peer Steinbrück.
Die Westfälische Friedenskonferenz, die 2023 ihre erfolgreiche Premiere gefeiert hatte, knüpft an den Westfälischen Frieden von 1648 an und sucht nach Antworten auf die drängenden Fragen der heutigen, sich wandelnden Weltordnung. Im Mittelpunkt der Diskussionen stand in diesem Jahr die Frage, unter welchen Bedingungen ein dauerhafter und wehrhafter Frieden in Europa und der Welt erreicht werden kann. Der Vorsitzende der WWL, Dr. Reinhard Zinkann, sagte in seinen Begrüßungsworten, die Konferenz sei „ein Symbol für den Dialog, eine Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft und ein starkes Signal für Freiheit, Sicherheit und internationale Zusammenarbeit“.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eröffnete die Konferenz offiziell und überreichte gemeinsam mit Dr. Zinkann einen Sonderpreis des Internationalen Preises des Westfälischen Friedens an die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer. Gegenüber der 103-Jährigen lobte Steinmeier ihre „Anziehungkraft des Guten, des Zugewandten und Versöhnlichen”. Ihre Haltung, die so ansteckend auf Menschen wirke, sei es, die Herzen berühre, den Verstand erreiche und uns im Innersten bewege. Dr. Reinhard Zinkann hatte zuvor betont: „Sie haben diese Auszeichnung sehr verdient, weil Sie Tag für Tag die Menschen und uns Deutsche daran erinnern, dass wir friedlich, respektvoll und einander achtend miteinander umgehen sollen.
Friedländer sagte in ihren Dankesworten, es bedeute ihr sehr viel, in der Stadt des Westfälischen Friedens diese Auszeichnung zu erhalten. In der heutigen Zeit, in der der Friede im Äußeren wie im Inneren bedroht sei, sei es „Aufgabe eines jeden von uns, sich für ein friedliches Zusammenleben, für Respekt und Demokratie einzusetzen”.
Die Westfälische Friedenskonferenz – kurz: WFK – bot im Anschluss an die Ehrung wieder eine Reihe von hochkarätigen Panel-Diskussionen und Spotlight-Veranstaltungen. Ein Spotlight auf Osteuropa bildete dabei eine wichtige Plattform für die Stimme der Opposition. Sviatlana Tsikhanouskaya, Oppositionsführerin von Belarus, berichtete über die Lage in der Region. „Die Diktatoren machen die schönsten Versprechen und begehen die schlimmsten Verbrechen”, sagte sie. „Unsere Souveränität wird bedroht, unsere Unabhängigkeit wird geleugnet.” Widerstand sei nur im Untergrund möglich, berichtete die im Exil lebende Politikerin. Ziel müsse es jedoch sein, dass nicht nur Belarus und das Baltikum, sondern ganz Europa in Frieden leben könne.
Panel 1: Europas neue Sicherheitsarchitektur
Das erste Panel der WFK widmete sich der sicherheitspolitischen Zeitenwende in Europa. Nach einem Impulsvortrag des früheren Bundesaußenministers Joschka Fischer diskutierten Jean Asselborn, luxemburgischer Außenminister a.D., Sylvie Goulard, französische Verteidigungsministerin a.D., und Marek Prawda, stv. Außenminister der Republik Polen. Die Teilnehmer analysierten die Herausforderungen für die europäische Sicherheitsarchitektur und die Notwendigkeit einer gemeinsamen Strategie.
Panel 2: Globale Wirtschaft und Friedenspolitik
Das zweite Panel untersuchte den Zusammenhang zwischen globaler Wirtschaft und Friedenspolitik. Nach einem Impuls von René Obermann, dem Aufsichtsratsvorsitzenden von Airbus Industries, diskutierten Thomas Kleine-Brockhoff, Direktor DGAP, Lauren Kjeldsen, Vorständin EVONIK, und der Wissenschaftler und Publizist Joseph Simon de Weck. Im Mittelpunkt standen die Chancen und Risiken der Globalisierung für den Frieden.
Panel 3: Migration in Europa
Das Thema Migration in Europa wurde im dritten Panel aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. An einen Impuls von NRW-Europaminister Nathanael Liminski schloss sich die Diskussion an mit Rolf Buch, CEO Vonovia, dem Migrationsforscher Gerald Knaus und Dennis Radtke MdEP. Die Teilnehmer erörterten die Herausforderungen und Chancen der Migration für die europäische Gesellschaft.
Panel 4: Kooperation oder Konfrontation – das transatlantische Verhältnis
Das vierte Panel schließlich analysierte das transatlantische Verhältnis. Nach einem Impuls von Hendrik Wüst, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, diskutierten Joschka Fischer, Bundesaußenminister a.D., Jeff Rathke von der Johns-Hopkins-University, Washington DC, und die Politikwissenschaftlerin Dr. Constanze Stelzenmüller. Die Teilnehmer beleuchteten die Zukunft der Beziehungen zwischen Europa und den USA.
Beim Spotlight Baltikum äußerte sich Estlands Außenminister Margus Tsahkna zu den Entwicklungen in der Region. Der Minister reiste vorzeitig beim NATO-Außenministertreffen in Brüssel ab, um in Münster ausführlich über die europäische Verteidigungsstrategie zu berichten. „Ich habe so ein geeintes Europa noch nie gesehen”, beteuerte Tsahkna. Russlands Präsident Putin sei dabei, das Sowjetimperium wiederherzustellen. „Das dürfen wir nicht geschehen lassen.”
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Das Programm
Das Programm des Konferenztages finden Sie hier zum Herunterladen.